Alles über gesunde Ernährung im BGM

Noch immer ernähren sich viele Menschen ungesund – mit gravierenden Folgen für die Gesundheit. Dabei beugt eine gesunde Ernährung nicht nur Erkrankungen vor, sondern fördert auch das Wohlbefinden und die mentale Leistungsfähigkeit. Ernährungsmaßnahmen sind deshalb ein wichtiger Teil von BGM. Doch was macht eine gute Ernährung aus – und mit welchen Maßnahmen lässt sie sich im Arbeitsalltag fördern?
Ungesunde Ernährung: Risiko- und Kostenfaktor

Eine ungesunde Ernährung beeinflusst die Entstehung und den Verlauf einer Vielzahl von Krankheiten. Sie gehört – neben Tabak- und Alkoholkonsum sowie Bewegungsmangel – zu den wichtigsten Risikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese machen in Deutschland über 90 Prozent der Todesfälle aus und ziehen erhebliche sozioökonomische Folgen nach sich – durch vorzeitige Sterblichkeit im Erwachsenenalter und die Einschränkung gesunder Lebenszeit.1

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verursachen ernährungsbedingte Krankheiten in Deutschland 90 Prozent der Kosten, die durch aktuelle Ernährungssysteme verursacht werden.2 Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) rechnete aus, dass die gesundheitlichen Folgen ungesunder Ernährung den Staat allein im Gesundheitssystem jährlich mehr als 16,8 Milliarden Euro kosten.3
 

2
Mrd.
Menschen weltweit gelten als übergewichtig oder fettleibig.¹
11
Mio.
jährliche Todesfälle weltweit durch schlechte Ernährung.¹
60
%
der Erwachsenen in Europa sind von Adipositas betroffen.⁴
58
%
der Beschäftigten fehlt die Zeit für eine gesündere Ernährung.¹
Was eine ungesunde Ernährung ausmacht

Ungesund – und damit mit Gesundheitsrisiken verbunden – ist die Ernährung, wenn sie nicht ausgewogen ist. Das bedeutet: Der Körper erhält nicht die notwendigen Nährstoffe oder zu viele von bestimmten Lebensmitteln. Gerade in Deutschland ist die Ernährung durch ein Übermaß und eine teilweise falsche Zusammenstellung der Nahrung geprägt. Fast 80 Prozent der Bevölkerung sagen zwar, dass ihnen ihre Gesundheit und eine gesunde Ernährung wichtig sind, aber die Realität zeigt etwas ganz Anderes.5 Eigenschaften einer ungesunden Ernährung können sein:1

 

  • Zu hohe oder zu geringe Kalorienzufuhr
  • Hoher Gehalt an zucker- und fettreichen Lebensmitteln
  • Mangel an frischem Obst und Gemüse
  • Mangel an Ballaststoffen
  • Zu viel gesättigte Fettsäuren und Transfette
  • Wenig Protein
  • Zu hohe Salzaufnahme
  • Zu geringe Flüssigkeitszufuhr
  • Ernährung ist nicht an die Lebensumstände einer Person angepasst (Alter, Größe, Gewicht, Aktivitätslevel usw.)

 

Die Lebensumstände begünstigen häufig, dass sich ein Mensch ungesund ernährt. Zu den Faktoren gehören Schlafmangel, Stress, psychische Belastungen und Erkrankungen, eine hohe Arbeitslast, Schichtarbeit oder Zeitdruck im hektischen Arbeitsalltag. Auch soziale Aspekte wie Armut hängen meist unmittelbar mit der Ernährungsweise zusammen.1

Die Vorteile einer gesunden Ernährung

Allgemein ist bekannt, wie wichtig eine gesunde Ernährung für die Gesundheit ist. Für Körper und Geist bietet sie zahlreiche Vorteile: Sie unterstützt die optimale Funktion des Immunsystems, beugt chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht vor und fördert ein gesundes Körpergewicht. Darüber hinaus liefert sie essenzielle Nährstoffe für Energie, Konzentration und allgemeines Wohlbefinden, während sie gleichzeitig das Risiko für Mangelerscheinungen reduziert. Eine ausgewogene Ernährung kann zudem die mentale Gesundheit stärken, Stress abbauen und die Lebensqualität insgesamt verbessern.

Was bedeutet ausgewogene Ernährung?

Eine gesunde Ernährung besteht aus einem ausgewogenen Verhältnis von Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Forschende haben Faktoren ausgewertet, mit denen sich die Qualität einer gesunden Ernährung gut erfassen lässt. Dazu gehören reichlich pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Früchte, Obst, Nüsse, Samen und Gewürze. Sie enthalten wichtige Nährstoffe, die unsere Gesundheit fördern. Nüsse, Hülsenfrüchte, Kohlgemüse und Samen sind besonders empfehlenswert und tragen zur gesundheitlichen Wertigkeit der Ernährung bei.5 Gesunde Fette, aus Oliven oder Nüssen, unterstützen den Hormonhaushalt und die Zellstruktur.

Was wir essen, beeinflusst nicht nur unseren Körper, sondern auch unser Gehirn. Lebensmittel wie Nüsse, fettreicher Fisch und Beeren sind reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien, die die Gehirnfunktion verbessern und vor geistigem Abbau schützen können. Außerdem fördern sie die Konzentration und steigern die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit.
 

Ernährung fördern lohnt sich

Kein Wunder also, dass die Ernährung im BGM eine zentrale Rolle spielt. Die Wissenschaft hat außerdem gezeigt: Es lohnt sich. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass sich ernährungsbezogene Maßnahmen am Arbeitsplatz positiv auf das Ernährungswissen, die Nahrungsaufnahme und die Gesundheit der Arbeitnehmer sowie auf die Rentabilität des Unternehmens auswirken, vor allem in Form von geringeren Fehlzeiten und Anwesenheit.6 Betriebliche Maßnahmen im Bereich Ernährung wirken sich demnach auf Krankheitskosten und -zeiten, Absentismus, Präsentismus, BMI und das gesundheitsbezogene Verhalten („Lifestyle“) von Beschäftigten aus. Als besonders erfolgversprechend und nachhaltig wirksam gelten Interventionen, die Ernährung und Bewegung miteinander kombinieren.

BGM Maßnahmen: Gesunde Ernährung fördern

Rund 80 Prozent der Vollzeit-Berufstätigen verpflegen sich mittags inzwischen außer Haus, je nach Arbeits- und Pausenzeiten kommen noch Zwischenmahlzeiten am Vor- und Nachmittag dazu. Täglich essen Schätzungen zufolge circa 16 Millionen Menschen in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung.7 Das schafft jede Menge gute Gelegenheiten für Unternehmen, positiv auf die Ernährungssituation ihrer Beschäftigten einzuwirken. Ob Betriebsrestaurant oder nicht, es gibt verschiedene Möglichkeiten, im Bereich gesunde Ernährung aktiv zu werden – sei es in Form valider Hintergrundinformationen, einer gesunden Unternehmenskantine oder einem ergänzenden Ernährungsangebot am Arbeitsplatz. Hier eine Übersicht möglicher Maßnahmen für BGM-Verantwortliche:

 

Maßnahmen: Gesunde Ernährung im Betrieb fördern

  • Bestehende Verpflegungssituation im Betrieb prüfen: Welche Angebote stehen Beschäftigten zur Verfügung? Dafür können Sie unseren Fragebogen nutzen.
  • Beschäftigte über gesunde Ernährung informieren und beraten.
  • Programme zur Gewichtskontrolle und -reduktion einführen.
  • Ernährungschallenges initiieren (z.B. einen Monat zuckerfrei ernähren, vegetarische Wochen o.ä.)
  • Betriebsverpflegung an den aktuellen Ernährungsempfehlungen und Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausrichten.
  • Gesunde Verpflegungsangebote attraktiver machen durch farbliche Kennzeichnung, Preisgestaltung, Aktionswochen, Gewinnspiele oder Probier-Aktionen.
  • Angebote an die Bedürfnisse und Arbeitszeiten der Beschäftigten anpassen (z.B. Schicht- und Wochenendarbeitende, Diabetiker:innen, vegetarisch/vegane Mahlzeiten anbieten).
  • Aufenthalts- und Essensräume angenehm und bedarfsgerecht gestalten. Eventuell Kühlschrank, Kochgelegenheit oder Mikrowelle bereitstellen.
  • Arbeitsplatznah Obst und ungesüßte Getränke bereitstellen.
     

DGE-Qualitätsstandard für die Betriebsverpflegung

In ihrer Broschüre formuliert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Anforderungen hinsichtlich einer nährstoffoptimierten und bedarfsgerechten Verpflegung. Unternehmen finden hier konkrete Umsetzungsmöglichkeiten und praxisorientierte Beispiele zur Optimierung des Verpflegungsangebots im Betrieb. So können sie ihr Angebot Schritt für Schritt überprüfen und verbessern.

Weiterführende Infos

1
DGUV (2024): Trendbericht Ungesunde Ernährung
2
FAO (2023). The State of Food & Agriculture
3
MLU (2015): Ungesunde Ernährung kostet das Gesundheitssystem jährlich 16,8 Mrd. Euro
4
WHO: European Regional Obesity Report 2022
5
BKK Dachverband e.V. (2024): Mindful Eating (Leitfaden)
6
Jensen (2011): Worksite nutritional interventions, a literature review