In Hochkonsumland Deutschland gehört Alkohol zu den Genussmitteln Nummer eins. Das Suchtmittel ist gesellschaftlich breit akzeptiert. Die Einstellung in der Gesellschaft ist weitgehend unkritisch – trotz schwerwiegender Folgen für die Gesundheit und Wirtschaft. Bei all dem wird oft vergessen, dass Menschen Alkohol nicht nur in der Freizeit, sondern teilweise auch am Arbeitsplatz konsumieren. Daher spielt die Alkoholprävention im BGM eine große Rolle.
Alkoholprävention am Arbeitsplatz: Was wirkt?
Unzählige Studien haben die Auswirkungen von Alkohol untersucht. Klar ist: Zu viel Alkohol macht abhängig und schadet Körper und Psyche. Für den Alkoholkonsum gibt es deshalb keine gesundheitlich unbedenkliche Menge, sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).4 Alkohol gilt als großer Risikofaktor für die Gesundheit. Er spielt eine kausale Rolle bei mehr als 200 Krankheiten, Verletzungen und anderen Gesundheitszuständen. Unter anderem:5
- Akute Alkoholvergiftung
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Diverse Krebsarten
- Lebererkrankungen wie Hepatitis, Fettleber oder Leberzirrhose
- Nervenschädigungen und Alkoholpsychosen
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Ängste
- Demenz (Korsakow-Syndrom)
- Alkohol-Embryopathie bei Kindern alkoholkranker Mütter
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum gehen durch Alkoholkonsum viele in guter Gesundheit verbrachte Lebensjahre verloren.2 Hinzu kommen soziale Folgen, die durch Alkoholkonsum verursacht werden – etwa Gewalt, Vandalismus, öffentliche Ruhestörung, familiäre und finanzielle Probleme sowie Probleme und Unfälle am Arbeitsplatz.
Alkoholkonsum verursacht direkte und indirekte Kosten für Unternehmen. Alkoholkranke erbringen nur drei Viertel der normalen Arbeitsleistung.2 Sie sind öfter arbeitsunfähig, haben ein kürzeres (Erwerbs-) Leben, geringere körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit, sind durch ihr Konsumverhalten samt Folgen nicht selten Ursache für innerbetriebliche Konflikte, sorgen für höhere Gesundheitskosten und können, im Fall von Alkoholmissbrauch eine Gefahr für andere Mitarbeiter und für das Betriebsvermögen sein. Schätzungen zufolge ereignen sich 10 bis 30 Prozent der Arbeitsunfälle unter Alkoholeinwirkung.3 Umgekehrt heißt das: Unternehmen können durch Suchtprävention viel gewinnen
Eine Alkoholsucht hat verschiedene Ausprägungen. Die Grenzen zwischen Genuss und Sucht sind fließend. Liegen drei oder mehr der folgenden Faktoren vor, spricht man von einer Alkoholabhängigkeit:
- Starkes Verlangen nach Alkohol
- Verminderte Konsumkontrolle
- Entzugserscheinungen: Nach Absetzen oder Einschränkung des Alkoholkonsums treten körperliche oder psychische Beschwerden auf
- Vernachlässigung anderer Interessen
- Gewöhnung (Toleranzerhöhung): Betroffene benötigen immer mehr Alkohol, um die ursprüngliche Wirkung zu erreichen
- Anhaltender Konsum trotz gesundheitlicher Schäden
- Alkoholkonsum zu unpassenden Zeiten: Betroffene sind während der Arbeitszeit oder auch im Straßenverkehr alkoholisiert
- Alkoholkonsum ohne Rücksicht auf soziale Auswirkungen: Betroffene trinken weiter, obwohl sie Probleme in der Familie haben oder der Alkohol der Grund eines drohenden Arbeitsplatzverlustes ist.
Studien unterstreichen die Bedeutung von Maßnahmen der Alkoholprävention am Arbeitsplatz. Denn die Wirksamkeit dieses Ansatzes zur Reduzierung des Alkoholkonsums von Arbeitnehmern ist nachgewiesen.6 Betriebsärzt:innen und -ärzte, Gesundheits- und Arbeitsschutzbeauftragte und nicht zuletzt Kranken- oder Unfallkassen verfügen dabei über bewährte und evaluierte Maßnahmen für die Suchtprävention. Zudem gibt es zahlreiche gute Ratgeber, Leitfaden und Hilfsmittel. Dadurch kann der Investitionsaufwand für die Suchtprävention in Betrieben verhältnismäßig gering ausfallen. Betrieben stehen zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs eine Reihe von Maßnahmen und Instrumenten zur Verfügung. Sie gelten unabhängig von Betriebstyp, Arbeitsplatzsituation und Zusammensetzung der Belegschaften.
- Verfügbarkeit einschränken: Alkoholhaltige Getränke und Tabakwaren werden im Betrieb nicht verkauft.
- Klare Richtlinien definieren: Generelle Alkoholverbote festlegen und kommunizieren. Möglich ist das auch über eine Betriebsvereinbarung.
- Aufklären, informieren, schulen: Schulungen, Vorträge und Informationskampagnen klären über die Risiken von Alkoholkonsum und Sucht auf.
- Führungskräfte schulen – zum einen in der Erkennung von Suchtanzeichen und der Gesprächsführung mit betroffenen Mitarbeitenden. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle dabei, frühzeitig einzugreifen und Unterstützung anzubieten.
- Niederschwellige Unterstützung anbieten: Betriebliche Sozialberatung, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Kooperationen mit externen Expert:innen bieten diskrete Hilfsangebote für betroffene Mitarbeitende.
- Unternehmenskultur & Betriebsklima: Gesunde, das heißt belastungsreduzierte, konflikt- und stressarme Arbeitsplätze schaffen. Angebote wie Sportprogramme, Stressmanagement-Workshops oder Ernährungsberatung fördern die allgemeine Gesundheit und helfen, Risikoverhalten zu reduzieren.